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Die Bankenkrise des Jahres 2023 zu vergessen ist gefährlich

CHICAGO: Fast ein Jahr nach der Mini-Bankenkrise in den USA lohnt es sich, diese Episode erneut zu betrachten. War das bloß ein Sturm im Wasserglas? Bestand wirklich eine systemische Bedrohung, oder war es bloß ein einige wenige Banken betreffendes Problem? Sollte uns das Eingreifen der US Federal Reserve und des US-Finanzministeriums besorgt machen oder beruhigen?

Zur Erinnerung: Etwa im März 2023 kollabierten plötzlich drei mittelgroße US-Banken. Die bekannteste davon war die Silicon Valley Bank (SVB); ihr Zusammenbruch war der zweitgrößte in der US-Geschichte (nach dem der Washington Mutual 2008). Rund 90 % der Einlagen bei der SVB waren unversichert, und unversicherte Einlagen bergen die Gefahr von Bankenstürmen. Verschlimmert wurde die Lage dadurch, dass die SVB beträchtliche Summen in langfristige Anleihen investiert hatte, deren Marktwert angesichts der steigenden Zinssätze fiel. Als die SVB einen Teil dieser Bestände verkaufte, um Geld aufzubringen, kamen die in ihrem Anleiheportfolio bestehenden unrealisierten Verluste ans Licht. Eine gescheiterte Kapitalerhöhung löste dann einen klassischen Bankensturm aus.

Es ist bequem, sich vorzustellen, dass diese Probleme auf lediglich einige wenige unsolide wirtschaftende Banken beschränkt waren. Doch es handelte sich um ein systemisches Problem.

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