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Der neue Infrastruktur-Imperativ des Westens

CAMBRIDGE ‑ Eine neue Debatte über die Definition von Infrastruktur deutet darauf hin, dass die westlichen Demokratien beginnen, ihre Prioritäten zu verlagern. Der neue Fokus auf Infrastruktur und das, was dazu gehört, ist zu begrüßen, nicht zuletzt, weil er die Behauptung widerlegt, der Westen habe den Glauben an die Zukunft verloren.

Viele argumentieren, dass Investitionen in die traditionelle physische Infrastruktur ‑ wie Strom-, Wasser- und Verkehrsnetze ‑ nicht mehr ausreichen. Es gibt nun eine Bewegung hin zur Finanzierung von sozialer und kultureller Infrastruktur ‑ Gemeinschaftseinrichtungen wie Bibliotheken, Schulen, Krankenhäuser und Kinderbetreuung, die früher nicht in diese Kategorie fielen. Inzwischen hat die wachsende Macht von Big Tech zu Diskussionen über die Notwendigkeit einer digitalen öffentlichen Infrastruktur geführt.

Der von französischen Eisenbahningenieuren Ende des 19. Jahrhunderts geprägte Begriff Infrastruktur bezieht sich auf eine komplexe Gesamtheit von Systemen, die das Funktionieren einer Gesellschaft ermöglichen. Diese Komplexität wird durch das Gewirr von Rohren und Kabeln veranschaulicht, die unter den Straßen der Stadt vergraben sind und von Zeit zu Zeit von Bautrupps freigelegt werden. Das Neue wird über das Alte gelegt: Britische Autofahrer nutzen noch immer Straßen, die von den Römern gebaut wurden, sowie Tunnel und Brücken aus viktorianischer Zeit. Diese Langlebigkeit zeigt, dass Investitionen in die Infrastruktur zukunftsorientiert sind und sehr lange Bestand haben können.

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