roach161_Tao ZhangGetty Images_china Tao Zhang/Getty Images

Chinas mangelnde Fantasie

NEW HAVEN – China ist an einem kritischen Punkt angelangt. Die deflationsanfällige, schuldenintensive Wirtschaft des Landes weist eine erhebliche Leistungsschwäche auf. Die Regierung des Landes ist in einen brisanten Supermacht-Konflikt mit den Vereinigten Staaten verwickelt und man steht vor einer demografischen Krise. Am schlimmsten ist jedoch, dass die chinesischen Behörden auf diese Herausforderungen eher mit Ideologie und verstaubten Methoden aus der Vergangenheit reagieren, als mit bahnbrechenden Reformen. Phantasievolle Lösungen für die schwierigen Probleme sind Mangelware.

Als eingefleischter China-Optimist der letzten 25 Jahre fällt es mir nicht leicht, zu diesem Schluss zu kommen. In meiner Yale-Vorlesung „Das nächste China” plädierte ich für eine grundlegende Veränderung des chinesischen Wachstumsmodells, nämlich weg von einer investitions- und exportorientierten Wirtschaft hin zu einem von Inlandsverbrauch getragenen Modell.

Ja, ich hatte Sorge, dass Chinas durchlässiges soziales Sicherheitsnetz - sowohl im Hinblick auf Alters- als auch auf Gesundheitsversorgung - zu einem Anstieg des angstgetriebenen Vorsorgesparens führen könnte, das die Verbrauchernachfrage hemmen würde. Aber da ich diese Bedenken eher als Herausforderungen, denn als Risiken ansah, blieb ich bei meiner Überzeugung, dass China seine Wirtschaft letztlich wieder ins Gleichgewicht bringen würde.

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