Barcelona attack on Las Ramblas Lluis Gene/Getty Images

Wir alle sind Europa

PARIS – „Ich habe keine Angst“ skandierten die Massen in den Straßen Barcelonas, nachdem ein Lieferwagen auf der Flaniermeile Las Ramblas in die Menschenmenge gelenkt wurde und dabei mindestens 14 Personen tötete und 130 weitere verletzte. Diese Kundgebung war die würdigste und passendste Antwort auf den Terroranschlag, eine entschiedene Demonstration der Einheit, die innere Spaltlinien überwand. Obwohl die Gräben etwa zwischen Spaniern und Katalanen wohl bald wieder in Erscheinung treten werden, muss dieses grundsätzliche Gefühl der Einheit bestehen bleiben.

Nach den Anschlägen in Paris, Brüssel, London, Nizza und Berlin – von Madrid im Jahr 2004 ganz zu schweigen – sollte die Wahl Barcelonas als Anschlagsziel nicht überraschen. Barcelona ist nicht nur die europäische Stadt, die die höchste Zahl an Einwanderern aus dem Maghreb, insbesondere aus Marokko, anlockte, sondern auch ein Symbol des interkulturellen Dialogs und der Toleranz.

Tatsächlich ist die Promenade Las Ramblas – eine der beliebtesten Touristenattraktionen der Stadt – selbst ein Symbol der Offenheit: unter den Opfern des Anschlags waren über 30 Nationalitäten vertreten. Einer der Verdächtigen gestand anschließend, dass seine Terrorzelle auch Sprengstoffanschläge auf bedeutende Denkmäler wie die weltberühmte Kirche Sagrada Família plante – ein deutliches Zeichen, dass man versuchte, die Seele der Stadt zu treffen.

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